Zurück auf die Insel

Norderney. Tomke Zilles hat seit kurzem ihren langgehegten Traum in die Realität umgesetzt – einen Wohlfühlort sowohl für Insulaner als auch für Touristen auf Norderney zu schaffen. Im April 2025 hat sie ihren Friseur- und Make-Up Store in der Langestrasse eröffnet.
Tomke stammt von der Insel und ging dort bis zur 10. Klasse zur Schule. Wie alle Inselkinder musste sie aufs Festland wechseln, um ihre Schullaufbahn fortzusetzen und machte im Juni 2019 ihr Abitur am Ulrichsgymnasium in Norden. Während der Schulzeit auf Norderney hatte sie bereits Praktika gemacht – bei einem Maler, Elektriker und Friseur – und in Minijobs in der Gastronomie und im Einzelhandel gearbeitet. Aber das Wichtigste: Sie wurde in einer Handwerker-Familie groß, denn „sowohl mein Opa als auch meine Mutter sind beide Malermeister, und mein Vater ist KFZ-Meister“, sagt Tomke Zilles nicht ohne Stolz.
Für die Ausbildung ging es dann sehr weit weg – von der Nordsee an den Rhein: Die junge Frau absolvierte von September 2019 bis Juni 2022 ihre Friseurausbildung bei „Dammer und Macher – die Friseure“ in Düsseldorf. Sie hatte sich bei zwei Salons in Düsseldorf beworben und diese bei Probetagen kennengelernt. Letztendlich, so Zilles, habe sie sich für den Salon entschieden, welcher sich mehr wie eine kleine Familie angefühlt hat: „Von Anfang an hat man gemerkt, dass es um mehr als nur die Dienstleistung ging. Es ging immer um das Zwischenmenschliche. Der Kunde sollte sich abgeholt und verstanden fühlen.“ Auch fachlich hat der Betrieb sie offenbar gut ausgebildet, denn schon bei der Gesellenprüfung gehörte sie zu den Besten und wurde 2022 beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 3. Kammersiegerin.
Kurze Zeit später entschied sich Tomke Zilles, eine Fortbildung als Maskenbildnerin anzuschließen. Während der schulischen Ausbildung bei „die Maske – Köln“ arbeitete sie parallel in ihrem ehemaligen Ausbildungsbetrieb und nach dem Abschluss noch ein weiteres halbes Jahr. Und sie fasste einen Entschluss: „Währenddessen habe ich schon den Drang verspürt, wieder in die Heimat nach Norderney zurückzukehren und für mich selbst beschlossen, dass ich mich selbstständig machen möchte.“ Somit war der Weg für sie klar: Sie musste, bevor es zurück in die Heimat ging, erst noch ihren Meister machen. Dies wäre natürlich auch in Ostfriesland möglich gewesen, aber ständig auf das Festland zu pendeln, war für sie keine Option. Deshalb begann sie, eineinhalb Jahre nach der Gesellenprüfung, bei der Friseurschule Harder in Duisburg mit der Meisterfortbildung in Vollzeit.

Meisterfeier (v.l.) : ZDH-Präsident Jörg Dittrich, Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann, Tomke Zilles und HWK-Präsident Andreas Ehlert. Foto: Wilfried Meyer/Handwerkskammer Düsseldorf
Für ihr Meisterprüfungsprojekt musst Tomke Zilles ein Damen- und ein Herrenmodell passend zum Thema – „Monster High“ (Puppen, die wie Monster aussehen) – umstylen. Das heißt Komplettveränderung sowohl in Schnitt als auch Farbe bei der Dame, inklusive Make-up und Nageldesign, Neuhaarschnitt mit passendem Styling beim Herrn. Beide Modelle sollten außerdem entsprechend eingekleidet werden, sodass sie das Thema noch besser verkörperten. Dass sie als Jahresbeste abschließen würde, hat die 24-Jährige selbst überrascht: „Mein Ziel ist es immer gewesen, sowohl im Salon als auch in Prüfungen, mein Bestes zu geben – und scheinbar hat sich genau dies bewährt.“
Im Friseurhandwerk habe sich vieles getan, doch müsse sich noch mehr ändern, sagt Tomke Zilles, und gibt zu erkennen, dass sie die Situation in ihrem Gewerk aufmerksam beobachtet. „Unser Beruf wurde schon früher von vielen nur belächelt, weil man ja angeblich nicht viel können muss als Friseur.“ Doch Friseurinnen und Friseure bilden sich konstant fort, besuchen Schulungen und investieren viel Zeit, um die Ansprüche ihrer Kunden zu erfüllen. Dass notwendige Preisanpassungen, weil u.a. die Mitarbeitenden fair entlohnt werden sollen, teilweise auf Unverständnis stießen, beklagt sie. Fordert aber auch mit Nachdruck: „Wir sollten für die Zukunft schauen, dass der Beruf attraktiv ist für die jungen Leute, sodass es wieder mehr Nachwuchs gibt. Wir müssen die Preise für unsere Unternehmen individuell kalkulieren, außerdem muss der Aufwand hinter gewissen Dienstleistungen den Kunden besser erklärt werden. Dann können wir hinter unserer Arbeit stehen und stolz auf den Beruf sein.“ – Ein Beruf, so Zilles, in dem man Chemikerin, Rezeptionist, Therapeutin, Künstler und noch mehr sei. Apropos Kunst: Kreativ ist die Norderneyerin übrigens nicht nur „von Berufs wegen“ – vor kurzem hat sie wieder angefangen zu zeichnen und zu malen.
„Wenn ich rückblickend auf meinen Werdegang schaue, bereue ich keine meiner Entscheidungen und würde es genauso noch einmal machen.“ Hinter ihr liegt eine anstrengende Zeit, in der der Umbau des Salons – vieles machte sie, auch mit Hilfe der Familie, in Eigenleistung – absolute Priorität hatte. Jetzt freut sich darauf, auch mal wieder etwas mit der Familie und Freunden zu unternehmen oder einfach nur eine Runde mit dem Hund am Strand spazieren zu gehen.