Seegraswiesen massiv zurückgegangen

Wilhelmshaven. Die Seegraswiesen im niedersächsischen Wattenmeer befinden sich auf dem Rückzug. Besonders stark betroffen ist der Bereich zwischen Norderney und dem Festland. Der niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bestätigt einen drastischen Rückgang: Seit 2013 ist die Fläche um über 70 Prozent geschrumpft. Lediglich 8,6 Quadratkilometer sind heute noch erhalten – kaum mehr als die Fläche der Insel Baltrum.

Ökologische Bedeutung nicht zu unterschätzen

Seegraswiesen zählen zu den wichtigsten Lebensräumen im Wattenmeer. Sie dienen als Kinderstube für Fische, Nahrungsquelle für Zugvögel wie Ringelgänse und tragen entscheidend zur Kohlenstoffbindung bei – ähnlich wie Moore. Ihr Verschwinden beunruhigt deshalb sowohl Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch Naturschützerinnen und Naturschützer. Die Ursachen für den Rückgang sind komplex: Verschmutzung, Einträge von Sedimenten durch Baggerarbeiten, Nährstoffbelastung (Eutrophierung) und Auswirkungen des Klimawandels wie Hitzewellen und Niedrigwasser beeinträchtigen die empfindlichen Unterwasserpflanzen. Besonders problematisch ist die zunehmende Trübung des Wassers, die die Lichtverfügbarkeit für das photosynthesetreibende Seegras deutlich einschränkt.

Internationale Zusammenarbeit in Wilhelmshaven

Vom 3. bis 5. Juni 2025 treffen sich rund 80 Expertinnen und Experten aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden in Wilhelmshaven, um über den Zustand der Seegraswiesen zu beraten. Ziel ist es, Ursachen genauer zu analysieren und Strategien für Schutz und Wiederansiedlung zu entwickeln. Erste Pilotprojekte zur Renaturierung laufen bereits, unter anderem am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Ob diese Maßnahmen auch in Niedersachsen erfolgreich umgesetzt werden können, bleibt abzuwarten.

Seegraswiesen gewinnen auch im Kontext des Klimaschutzes zunehmend an Bedeutung. Ihr Potenzial zur langfristigen CO₂-Bindung ist beachtlich. Der aktuelle trilaterale Statusbericht des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats macht jedoch deutlich: Der Großteil der europäischen Seegrasflächen liegt derzeit im nördlichen Wattenmeer – nicht in Niedersachsen. Umso dringlicher ist nun politisches Handeln und gezielte Renaturierung um diese wertvollen Ökosysteme wiederherzustellen, heißt es vom niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.